Wohnen im Wandel

Alles neu? — Wohnbedürfnisse im Wandel

Wohnen ist ein elementares Grundbedürfnis. Gerade in Zeiten zunehmender Unsicherheit und Verunsicherungen legen immer mehr Menschen mehr Wert darauf, die eigenen 4 Wände ansprechend zu gestalten.

„Je bedrohter das Leben, desto blindwütiger wird gewohnt. Im Angelsächsischen stehen wohnen und leben synonym, aber erst heute hat die Wirklichkeit die Sprache eingeholt. Wohnen (to live) ist zentrales Kulturereignis, Inszenierungsform des privaten Alltags schlechthin .“ (1)

Marktforscher, Designer und Stilexperten erforschen in regelmäßigen Abständen die neuesten Wohnbedürfnisse und Wohntrends. Die 1. stilwerk trendstudie machte 2002 vier „Sehnsuchtsfelder“ aus, die sich mit einer Gewichtsverschiebung auch in der 2. Studie von 2005 bestätigten:

Privacy — die Wohnung als Heimat, Ort der Entschleunigung und persönlicher Geborgenheit.

Soziotainment — die Wohnung als Bühne fürs Ego, aber auch für Familie und Freunde: Wohnen in Wahlgemeinschaften.

Optionismus — Wohnen im Aufbruch. Die nomadische Lebensweise der Ich-AG mit flexiblen Einrichtungsmodulen.

Simplicity — Leere als Luxus des Bohemiens: der Verzicht auf Überflüssiges.

Die stilwerk Studie von 2005 bestätigt die Konstanz dieser Trends. Lediglich die Gewichtung habe sich verschoben: Während Optionismus und Simplicity an Attraktivität verloren hätten, habe Soziotainment und vor allem Privacy an Relevanz gewonnen.

Nach der dritten stilwerk Trendstudie von 2009 ist das eigene Zuhause als Raum zur persönlichen Entfaltung noch wichtiger geworden. Wohnen sei zur individuellen Vision geworden. Als aktuelle Wohntrends dieser jeweils individuellen Visionen haben die Trendforscher vier Wohnwelten ausgemacht: Stilwelten, die enger denn je an persönliche Sinnsuche gekoppelt seien und als Wohnwelten intensiv auf unseren persönlichen Lebensentwurf reagierten.

Archaic Nature – die neue Sehnsucht nach Authentizität und Substanz.

Eco Pop – die klare Vision einer besseren, gesunden Welt als farbenfrohe Super-Natur.

Hysteric Wonderland – Exklusivität und die Überinszenierung des Wohnens werden auf die Spitze getrieben.

Hybrid Living – hochkomplexe hybride Strukturen schaffen neue, avantgardistische Wohndimensionen.

Die neue Trendstudie 2009 finden Sie hier:
www.stilwerk.de

(1) zitiert nach Gert Selle, Die eigenen vier Wände (1993)

Das Leben im Retro

Nichts Neues unter der Sonne? Tatsächlich kann man nur darüber staunen, als wie konstant sich vermeintlich neue Wohnbedürfnisse erweisen. Früher nannte man Privacy Biedermeier. Auch die stilwerk-studie spricht u.a. von der Rückkehr des Biedermeiers, vom neuen „Biedermeier-Glam“, dem Glanz und der Zelebrierung des kleinen Glücks. Und letztendlich verbirgt sich auch hinter einem der neuesten Wohntrends wie „Archaic Nature“ nichts als die uralte Zurück-zur-Natur-Sehnsucht, wenn auch ästhetisch auf allerhöchstem Niveau.

Neu ist nur, dass viele unterschiedliche Wohnstile nebeneinander existieren. Viele greifen allerdings zurück auf bereits Dagewesenes. Das Leben in Retro ist in, sei es in üppigem Neo-Barock, funktionalem Bauhaus-Stil oder in großgemusterten 80er-Jahre-Tapeten. Also doch nichts Neues? Nicht wirklich!

„Wohnen ist konservativ. Wir halten uns an das Gewohnte und leben darin Muster einer weit zurückreichenden Kulturgeschichte ohne ein Bewußtsein fort, was wir wirklich und symbolisch tun. Erst wenn wir beginnen, uns beim Wohnen aufmerksam zuzuschauen, entdecken wir staunend oder amüsiert, wie wenig »modern« wir seit alters her geworden sind…“ (1)

„Das Verhältnis Mensch und Möbel ist durch Anhänglichkeit geprägt. Große private, aber auch gesellschaftliche Ereignisse, sie ändern wenig an Behausungsvorlieben — das jedenfalls ist die irritierende These einer unendlich beweislastigen Studie zur „Geschichte des Wohnens“. Der jüngste und letzte Band des Forschungsberichts wurde herausgegeben von Ingeborg Flagge, Professorin in Leipzig und designierte Leiterin des Deutschen Architektur-Museums in Frankfurt am Main. Er widerlegt alle Zeitgeistanalysen, die in der Wohnhistorie einen immer rasanteren Wandel der Moden sehen.

Jüngst blickten etwa die Redakteure der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ auf die vergangenen 40 Jahre und schilderten einen hastigen Wechsel: von der wirtschaftswunderbaren „Kunststoffeuphorie“ der „wilden“ Sechziger über die Naturästhetik in den WGs der Siebziger bis zum „coolen“ Stahl-Stil der Achtziger. An anderer Stelle imaginierten sie das „beschleunigte Wohnen“ im „Nomadenhaus“ der Zukunft.

Alles nur Oberfläche, so behaupten die Forscher um Flagge. „Wir dürfen uns von ästhetischer Diversifikation nicht täuschen lassen“, rät der Wohnsoziologe Michael Andritzky, „auf die Breite gesehen ist alles beim Alten geblieben.“(2)

 

(1) zitiert nach Gert Selle, Die eigenen vier Wände (1993)

(2) zitiert nach www.schader-stiftung.de, Auszug aus: Susanne Beyer: Wohnen mit Wehmut. In: Der Spiegel 17/2000.

Die aktuellen stilwerk Trendstudien finden Sie auf www.stilwerk.de

 

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