Planen

Wohnbedürfnisse wahrnehmen

Wonach sollte sich die Wohnraumgestaltung und -planung richten? Nach dem individuellen Geschmack? Auch. Nach den neuesten Trends? Nicht unbedingt. Ausschlaggebend bei der Gestaltung des Wohnraums sind zuallererst die eigenen Wohnbedürfnisse. Die erste Frage, die sich bei der Gestaltung von Wohnräumen stellt, ist also nicht „Wie will ich mich einrichten?“ sondern „Wie lebe ich, was brauche ich?“ Konkret kann das heißen:

„Welche Lebensgewohnheiten sind bestimmend? Wird eine Schreibgelegenheit gebraucht? Sollen Bücher griffbereit untergebracht werden? Wie viele Gäste werden normalerweise erwartet? Wird im Wohnraum auch gegessen? Sollen auch Kleinkinder im Wohnraum spielen können? Wie sind die finanziellen Möglichkeiten?“ (zitiert nach dem Lehrgang Raumgestaltung und Innenarchitektur der Fernakademie Klett)

Die Wohnbedürfnisse einer Familie mit zwei Kindern sind komplett andere als die eines berufstätigen Singles. Eine gute Planung und Gestaltung fängt beim Erkennen dieser wahren Wohnbedürfnisse an: der eigenen, wenn Sie sich selbst einrichten. Der Ihrer Kunden, für die Sie als Innenarchitekt im Auftrag arbeiten. Der Ihrer Freunde, die Sie beraten.

Raum und Funktion

Bevor Geschmacks- und Stilfragen ins Spiel kommen, geht es zunächst einmal ganz schlicht um unsere Wohnwünsche und um die Funktionen, die ein Raum erfüllen muss, damit wir darin so leben können, wie wir es tun und es uns wünschen. Die erste Frage, die Sie sich bei der Raumplanung stellen sollten lautet: Wie lebe ich, und was möchte ich in den mir zur Verfügung stehenden Räumen tun?

Fragen Sie sich doch selbst einmal anhand der folgenden Liste, was Sie in Ihren Wohnräumen tun möchten und was Sie dazu brauchen. Hilfreich ist es, sich eine Funktions-Checkliste der einzelnen Räume zu erstellen. Die folgende kann als Beispiel dienen:

Funktions-Checkliste der einzelnen Räume

Wohnzimmer

  • Funktionen:
    • Relaxen
    • Fernsehen
    • Musik hören
    • Mit Freunden/ der Familie essen
    • Lesen
    • Hobby ausüben (nähen, basteln, musizieren, malen etc.)
    • Gäste empfangen
    • unterhalten
  • Einrichtungsbedarf:
    • Sitz-/Liegemöglichkeiten (Sofa, Sessel, Lesesessel etc.)
    • Sitzgruppe
    • Essbereich (Tisch, Stühle)
    • Schränke, Regale
    • TV-Videomöbel
    • Ablageflächen

 

Esszimmer

  • Funktionen:
    • Essen
    • gemeinsam mit Gästen
    • Spielen mit Kindern/ mit Gästen
    • Basteln
    • Hobby ausüben
    • unterhalten
  • Einrichtungsbedarf:
    • Esstisch
    • Stühle
    • Schrankraum für Geschirr, Tischdecken, Spiele
    • Anrichte
    • Ablagefläche

 

Schlafzimmer

  • Funktionen:
    • Schlafen
    • An- und auskleiden
    • Lesen
    • Fernsehen, Musik hören
    • schreiben
  • Einrichtungsbedarf:
    • Betten
    • Schränke
    • Regale
    • Schreibtisch
    • Sitzmöglichkeit
    • Ablagefläche

 

Kinderzimmer

  • Funktionen:
    • Spielen
    • Schlafen
    • Arbeiten
    • Freunde
    • Kassetten hören
    • malen, basteln, etc
  • Einrichtungsbedarf:
    • Bett
    • Schreibtisch
    • Stuhl
    • Schrank
    • Regale
    • Container
    • Sitzgelegenheiten
    • Freiflächen

 

Baby- und Kleinkinderzimmer

  • Funktionen:
    • Schlafen
    • Spielen
    • Toben
    • Turnen
    • Kassetten hören
    • malen, basteln, etc
  • Einrichtungsbedarf
    • Bett
    • Wickeltisch
    • Freifläche zum Spielen
    • Schrank
    • Regale
    • Container
    • Sitzgelegenheit
    • Turnstange

Raumbedarf

Der Mensch als Maß der Dinge

Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge — in jedem Fall aber sollte er es bei der Gestaltung der eigenen Wohnräume sein. Gut konstruierte Möbel sind den menschlichen Maßen angepasst. Ein Stuhl, bei dem das Verhältnis von Sitzfläche zur Rückenlehne nicht stimmt, ist kein guter Stuhl. Als Maßstab für ein gutes Design gilt hier: Die Form folgt der Funktion. Und die Funktion ergibt sich aus dem Bedürfnis und unserem Wunsch: dem Wunsch, gut zu sitzen. Erst in zweiter Linie kommen dann Geschmacks- und Stilfragen ins Spiel.

Neben dem richtigen Mobiliar benötigt der Mensch ein bestimmtes Maß an Freiraum. Der eine mehr, der andere weniger. Ein Raum ist also nicht nur Stellfläche für Möbel, er benötigt auch genügend Fläche, damit der Mensch sich zwischen seinen Möbeln ungehindert und frei bewegen kann. Zusätzlich brauchen auch die Möbel selbst noch Raum, um funktionsgerecht bedient werden zu können. Und um zu wirken.

Innenarchitekten und Raumgestalter unterscheiden bei der Planung dreierlei Raumflächen:

1. Stellflächen:
Als Stellfläche gilt der Flächenbedarf, der für das Stellen der Möbel gebraucht wird. Der Innenarchitekt legt dabei durchschnittliche Möbelmaße zugrunde.

2. Bedienungsflächen:
Das ist der zusätzliche Raum, der für die Benutzung und Bedienung der Möbel, Einrichtungsgegenstände und Installationen benötigt wird.

3. Verkehrsflächen:
Als Verkehrsflächen bezeichnet man die Flächen, die der Mensch braucht, um sich zwischen den einzelnen Funktionsbereichen und Räumen ungehindert bewegen zu können.

Möbelstellflächen und Raumansprüche im Wohnbereich

*

Wieviel Raum braucht der Mensch? — Raumgrößen nach DIN

Für angemessene Raumgrößen hat das Deutsche Institut für Normung Standardmaße erarbeitet. Danach wird die Wohnungsgröße nach der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, einschließlich Abstellräume (Keller + Dachboden) und Verkehrsflächen berechnet. Diese Standardmaße wurden als Richtlinien für Bauplanungen in den Regelwerken DIN 18 011 und DIN 18 022 festgeschrieben.

Sie wurden später teilweise durch länderspezifisch festgelegte Maßgrundlagen ersetzt. Nach wie vor sind die teilweise relativ großzügig angelegten DIN-Empfehlungen 18 011 von 1967 eine Planungshilfe.

Raum Personen qm
Wohnzimmer mit Essplatz 2-4 23
5 25
6 27
Elternschlafzimmer 2 14
Küche ohne Essplatz 4 7
5 8
6 9
Kinderzimmer 1 Bett 8,5
2 Betten 13
Bad mit WC 5,5
Bad ohne WC 4,5
WC 1,5

Für einen 4-Personen-Haushalt mit zwei 1-Bett-Kinderzimmern, Bad mit WC, zusätzlichem WC und 7 qm Verkehrsfläche ergibt sich aus dieser DIN-Norm bzw. -Empfehlung eine Gesamtwohnfläche von 75 qm.

In Hamburg gelten bei der Bemessung von Wohnungsgrößen für den öffentlichen Wohnungsbau seit 1998 folgende Richtwerte für Mindest-Wohnflächen:

Personen Wohnungsgröße
1 40 – 45 qm
2 50 – 55 qm
3 50 – 75 qm
4 75 – 85 qm

Grundrisslehre — die Grundlage der Planung

Alle wichtigen Informationen, die der Innenarchitekt und Raumgestalter für seine Arbeit braucht, werden dem Grundriss entnommen. Im Grundriss ist nicht nur die Raumaufteilung einer Wohnung verzeichnet. Hier werden auch Fenster, Türen, Anschlagpunkte der Türen, alle Mauerwerke mit den entsprechenden Wandstärken sowie Schornsteine, Treppen, Sanitärräume und vieles mehr verortet. Auch sämtliche Anschlüsse für Installationen von Elektroherd, Spüle und Spülmaschine und die Steckdosen werden in die Zeichnung eingetragen.

Ein Grundriss — und seine bedarfsgerechte Veränderung

Auch der Grundriss sollte den jeweiligen Wohnbedürfnissen entsprechen bzw. — wenn möglich — an diese angepasst werden.
Sie sehen hier zwei gleiche Wohnungsgrundrisse — der zweite wurde unter Beachtung grundlegender Bedürfnisse beim Wohnen mit Kindern verändert:

*3-Zimmer-Wohnung, 67 qm mit konventioneller Raumaufteilung: Das Wohnzimmer ist am größten (20,3 qm), gefolgt vom Elterschlafzimmer (14,7 qm) und einem Kinderzimmer, dass mit 10,7 qm für 2 Kinder viel zu klein ist.

 

 

 

*Derselbe Grundriss, an die Bedürfnisse einer 4-köpfigen Familie angepasst: Das Wohnzimmer (14 qm) wurde zu Gunsten eines vergrößerten Kinderzimmers (14 qm) verkleinert. Eine große Wohnküche (16 qm) ist jetzt Mehrzweckraum und bietet sogar noch Spielfläche für die Kinder.

Darstellungsverfahren

Das Reißzeug als Rüstzeug — Zirkel und CAD

Nicht immer steht Ihnen ein Grundriss zur Verfügung. Bei Altbauwohnungen ist er häufig nicht mehr vorhanden oder nicht auffindbar. Als Innenarchitekt und Raumgestalter müssen Sie deshalb nicht nur in der Lage sein Grundrisse zu lesen, sondern diese auch selbst maßstabs- und normgerecht anzufertigen. Ihre Aufgabe ist es, die einzelnen Räume auszumessen und eine Planskizze mit sämtlichen relevanten Daten zu erstellen. Für die Zeichnungen gelten normierte Linien und Symbole.

Auch wenn die technologische Entwicklung es uns ermöglicht, mit Hilfe von unterschiedlichen CAD-Programmen (= computer-aided design) Grundriss-Skizzen anzufertigen oder Wandansichten und Räume mit Einrichtungsgegenständen perspektivisch darzustellen, gehört der gekonnte Umgang mit Zirkel, Zeichengerät und Millimeterpapier zum grundlegenden Rüstzeug eines jeden Innenarchitekten und Raumgestalters.

Planen und Einrichten

Sind die Bedürfnisse ermittelt und der Wohnungsgrundriss passt, kann man mit der Einrichtung und Möblierung beginnen. Zunächst auf dem Papier. Auch für die Einrichtung und Möbel werden dabei allgemein verbindliche Symbol-Darstellungen genutzt.

Möbelsymbole und -grundrisse nach DIN

*

 

Raumgestaltung / Innenarchitektur

Innenarchitekt, Raumausstatter, Wohnberater – Traumberufe mit Zukunftspotenzial. Innenarchitektonisches Grundwissen wie Raumgestaltung mit Farbe und Licht oder die Wirkung von Mustern und Materialien öffnet die Tür zu neuen beruflichen Perspektiven.

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