Licht — die vierte Dimension
Neben der Farbe gehört Licht zu den wichtigsten innenarchitektonischen Gestaltungskomponenten. Licht wirkt stimmungserhellend, belebend oder dämpfend. Es weitet den Raum und bringt Farben zum Leuchten. Licht moduliert, konturiert und kaschiert. Es gilt als die so genannte vierte Dimension, denn es kann den Raumeindruck um ein Vielfaches steigern.
Das geschickte Spiel mit Licht und Schatten lässt Gegenstände hervor- oder zurücktreten. Damit ist Licht eines der faszinierendsten Gestaltungsmittel des Innenarchitekten oder Raumausstatters. Für Laien allerdings sind die Gesetzmäßigkeiten des Gestaltens mit Licht nicht immer ganz leicht zu durchblicken.
„Das Wichtigste ist Licht. Licht ist Leben.“
Richard Meier, Architekt
Natürliches Licht
Als Lichtquelle, die bei der Wohnraumgestaltung zu berücksichtigen ist, haben wir zunächst das natürliche Tageslicht. Je nach Himmelsausrichtung und Fenstergrößen bekommen wir davon mehr oder weniger zu sehen und zu spüren. Zudem ist die natürliche Lichteinstrahlung tages- und jahreszeitlichen Veränderungen unterworfen.
Lichtdurchflutete Wohnungen sind heißbegehrt und gelten als das Größte — und sie sind es auch: denn helle Räume wirken größer und leichter als dunkle. Allerdings fühlt sich der Mensch in hellen, weiten Räumen auch selbst oft transparent und schutzlos. Bei der Wohnraumgestaltung sollten deshalb auch dunklere und gemütlichere Ecken als Rückzugsinsel und Hort der Geborgenheit eingeplant werden.
Wie Sie Licht ins Dunkel bringen
Zur Weiterleitung des natürlichen Lichts in das Innere der Wohnung können Glastüren, Innenfenster und Oberlichter über den Türen dienen. Eine weitere Möglichkeit dunklere Räume mit natürlichem Licht zu versorgen sind unter der Decke angebrachte Lichtbänder in Form von feststehender Verglasung oder Glasbausteinen. Dies ist allerdings nur bei nicht tragenden Wänden möglich. Lichtbänder in den Ecken lassen die vertikalen Raumgrenzen verschwinden und erwecken den Eindruck von Weite. Eine helle Tönung von Fenstern Fensterbänken und Laibungen — das sind die Innenflächen der Fensteröffnungen — bewirkt ebenfalls eine gute Weiterleitung des Lichts.
Spiegel sind wahre Magier
Die größten Effekte erreicht man mit dem Einsatz verspiegelter Flächen. Spiegel sind wahre Zauberer. Sie reflektieren das Licht und können — geschickt eingesetzt — Raumgrenzen aufheben. „Ein breites Spiegelband am oberen Abschnitt der Wände oder vertikal in den Zimmerecken hebt die Raumgrenzen optisch auf und weckt die Illusion unendlicher Weite. Mauerdurchbrüche werden vorgetäuscht. Durch die exponierte Lage der Spiegelbänder sieht sich der Bewohner nicht ständig selbst, was bei Verspiegelungen von Türen und Wänden der Fall ist, zu Verwirrungen führt und Unruhe schafft. Verspiegelte Kanten lassen ein Podest schweben und verleihen ihm Leichtigkeit“ (Aus: Fernlehrgang Raumgestaltung und Innenarchitektur)
Beleuchtung – Alles im rechten Licht?
Noch vor gar nicht so langer Zeit — als man die Leuchten Lampen und die Lampen Birnen nannte – bestand die einzige Beleuchtung von Wohnräumen aus einer mittig aufgehängten mit Glühbirnen bestückten Deckenlampe. Im Wohnzimmer hatte man meist eine zusätzliche Stehlampe. Zum Fernsehen wurde die Deckenlampe ausgeschaltet und die Stehlampe angeknipst. So war’s gemütlich.
Die Ansprüche an funktionale und stimmungsvolle Beleuchtung sind seitdem gestiegen. Außer Deckenlampe und Glühbirne gibt es mittlerweile eine Reihe von zweckmäßigen und formschönen Leuchten und Leuchtmittel für die verschiedenen Zwecke. Die Glühbirne, die mehr Wärme als Licht erzeugt, ist mittlerweile so gut wie ausgestorben. Energiesparende Leuchtmittel haben ihren Siegeszug angetreten.
Schaffen Sie Lichtinseln
Heute bevorzugen wir viele verschieden Lichtquellen in einem Raum. Lichtinseln beleben die Raumatmosphäre, schaffen Spannung und Gemütlichkeit. Idealerweise sind sie zwei- bis dreimal heller als die Allgemeinbeleuchtung. Dann bilden sie weiche Schatten. Zu starke Hell-Dunkel-Kontraste, die ungemütlich wirken und sich ermüdend auf die Augen auswirken, werden so vermieden.
Gutes Licht benötigen wir, um gut zu sehen. Aber auch, um uns in eine angemessene und angenehme Stimmung zu versetzen. Zum Arbeiten, Lesen, Schreiben, Kochen oder zur Beleuchtung von Bildern und Objekten empfiehlt sich blendfrei abgeschirmtes, direktes Licht. Neutrales weißes Licht fördert die Konzentration und ist ideal für den Arbeitsplatz. Über dem Essplatz hingegen ist ein stimmungsvolleres Licht wünschenswert. Indirektes Licht wird für Ruhe- und Relaxzonen verwendet. Ein Lichtkonzept berücksichtigt neben der Lichtverteilung und der Lichtqualität auch die Auswahl der richtigen Leuchten.
Die Auswahl der richtigen Innenleuchten
Für jede Funktion und gewünschte Beleuchtungsart gibt es die passenden Beleuchtungskörper.
Allgemeinbeleuchtung
Die Allgemeinbeleuchtung sollte ca. 1/3 der Gesamtbeleuchtung eines Raumes ausmachen. Als Beleuchtungskörper eignen sich Decken- oder Hängeleuchten aus lichtstreuendem transparenten Material. Downlights — in die Decke eingebaute Halogenstrahler — lassen sich in regelmäßigen Abständen über die Decke verteilen oder können in Gruppen zusammengefasst werden. Mit mehreren Wand- und Deckenflutern lässt sich ebenfalls eine gute Allgemeinbeleuchtung erzielen. Steh- und Wandleuchten eignen sich zur direkten, indirekten und allgemeinen Beleuchtung. Stehleuchten sind ortsunabhängig und können sie flexibel eingesetzt werden.
Zonenbeleuchtung
Um einzelne Zonen ins rechte Licht zu setzen, wird das Licht durch Reflektoren und Schirme gebündelt und in bestimmte Richtungen gelenkt. Dafür eignen sich Strahler, deren Strahlrichtung durch ein bewegliches Gelenk eingestellt werden kann. In Stromschienen und Spannseile lassen sich Strahler variabel einsetzen.
Ortsbeleuchtung am Essplatz
Den Esstisch sollte man von oben mit einer Pendelleuchte erhellen. Damit niemand geblendet wird, sollte der Abstand zur Tischplatte ca. 60 cm betragen. Kopfverspiegelte Lampen sorgen bei flachen Schirmen für Blendfreiheit. Bei längeren Tischen spenden mehrere kleine Leuchten, die in einer Reihe angebracht werden, gutes Licht. Ein warmweißes Licht von ca. 500-600 Lux ist stimmungsvoll und bewirkt eine appetitliche Farbwiedergabe der Speisen.
Ortsbeleuchtung am Arbeitsplatz
Bei allen Arbeiten ist eine gezielte blendfreie Beleuchtung wichtig. Am besten eignet sich hier neutralweißes Licht von ca. 900 Lux. Dreh- und schwenkbare Tischleuchten lassen sich flexibel einsetzen und leiten das Licht dorthin, wo es benötigt wird. Um Reflexe und Schlagschatten auf der Arbeitsfläche zu vermeiden, sollte das Licht von der Seite kommen, bei Rechtshändern immer von links.
Innenarchitekt, Raumausstatter, Wohnberater – Traumberufe mit Zukunftspotenzial. Innenarchitektonisches Grundwissen wie Raumgestaltung mit Farbe und Licht oder die Wirkung von Mustern und Materialien öffnet die Tür zu neuen beruflichen Perspektiven.
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