Technologiewandel und neue Anforderungen: Wie sich unsere Industrielandschaft behauptet

Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich oder Großbritannien gibt es in Deutschland Wachstum durch Industrie. Seit 2005 ist der Anteil der Industrie an der jährlichen Wirtschaftsleistung kontinuierlich gestiegen. 2007 lag das Wachstum der Industrie mit 4% doppelt so hoch wie das gesamte Wachstum der Wirtschaft. Von den rund 300.000 neuen Arbeitsplätzen im Jahr 2007 gingen 100.000 auf das Konto von Industrieunternehmen.

Obwohl diese nur 14% aller Arbeitsplätze stellen, haben sie ein Drittel aller neuen Jobs geschaffen. Rechnet man noch die Arbeitsplätze bei industrienahen Dienstleistern dazu, dürfte die Quote bei zwei Drittel aller neuen Arbeitsplätze liegen.

Nach einem Bericht von www.faz.net bleibt die Industrie auch nach der Krise der entscheidende Wachstumsmotor in Deutschland. Der Prognose des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zufolge wird die Industrie mit 5 Prozent Zuwachs in 2011 doppelt so viel zulegen wie die Gesamtwirtschaft. 70.000 neue Jobs sollen allein in der Industrie entstehen.

Quelle: www.faz.net

Warum die deutsche Industrie so stark ist

Neun Zehntel aller deutschen Exporte sind Industrieprodukte. Noch vor wenigen Jahren war man hierzulande der Meinung, das Einzige, was Deutschland exportieren könne, seien industrielle Arbeitsplätze. Der Gegenbeweis ist mittlerweile so nachhaltig gelungen, dass sogar ins Ausland verlagerte Arbeitsplätze im großen Stil wieder bei uns angesiedelt werden. Die Stärke der deutschen Industrie hat viele Gründe:

1. Vielfalt der industriellen Landschaft
Gerade die M+E-Industrie konzentriert sich nicht allein auf wenige Großunternehmen, sondern zeigt mit vielen hoch spezialisierten mittelständischen Firmen große Flexibilität. Auch die Arbeitsteilung zwischen Mittelstand und Großindustrie klappt hervorragend: So haben zum Beispiel Automobilhersteller ihre Fertigungstiefe verringert, dafür die Zulieferindustrie im Land gestärkt.

2. Forschung und Entwicklung stärken den Mittelstand
Wie in vielen anderen Ländern sind auch bei uns immer weniger Großunternehmen bereit, Grundlagen für die Weiterentwicklung ihrer Produkte selbst zu schaffen. Besonders der Aufwand für Grundlagen- und Materialforschung steht in einem ungünstigen Verhältnis zum Ertrag. Deshalb hat sich in Deutschland eine Struktur entwickelt, in der dezentral an Instituten und Hochschulen in Zusammenarbeit mit spezialisierten Unternehmen geforscht wird. So übernimmt der Staat Teile der Forschungsaufgaben und ein großer Teil der Forschungskosten wird auf die Schultern vieler Unternehmen verteilt. Aus dieser Aufgabenteilung wächst zudem ein Vorteil für den Mittelstand: Die Quellen hoch qualifizierten Nachwuchses stehen nicht mehr der Großindustrie allein offen.

3. Bestens auf den globalen Markt eingestellt
Mittelständische Industrieunternehmen haben sich auf ihre Kernkompetenzen konzentriert, spezialisiert und in Nischen etabliert, in denen sie nicht selten Weltmarktführer sind. Zum Beispiel die Gutehoffnungshütte Radsatz aus Oberhausen. Sie ist Weltmarktführer bei Rädern für Niederflurstraßenbahnen, weil sie immer wieder das Rad neu erfunden hat. Räder aus Oberhausen rollen in Hiroshima, Vancouver und Perth. Eine der Spezialitäten des Unternehmens: Das einzeln lenkbare Rad, mit dem Straßenbahnen sicher durch engste Gassen kurven. Es besteht aus über 400 Einzelteilen. Die Konstruktion ist technisch sehr anspruchsvoll.

4. Komplette Leistungen sichern den Weltmarkt
Speziell im Maschinen- und Anlagenbau bieten zahlreiche deutsche Unternehmen inzwischen ein Paket aus ihren Erzeugnissen und produktbegleitenden Dienstleistungen. Es werden zum Beispiel Maschinen und Produktionsstraßen geliefert und so lange vom Lieferanten selbst betrieben, bis der Auftraggeber eigenes Personal angelernt hat. Auch Wartung und Service aus der Hand des Lieferanten spielen eine größere Rolle, je komplexer und aufwändiger die Technik ist. Das Plus an Dienstleistung nach der Fertigung wird stärker zum bestimmenden Moment in der Auftragsvergabe.

5. Aus- und Weiterbildung mit System
Im Gegensatz zu den meisten Industrienationen gibt es in Deutschland ein einzigartiges, gut funktionierendes Netzwerk der dualen Berufsausbildung und Weiterbildung. Berufsschulen und Betriebe bilden gemeinsam aus. Spezialisierte Weiterbildung in Betrieben und berufsbezogene Weiterbildung in Akademien und Fernlehrinstituten runden das berufliche Bildungssystem ab.

6. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind gut
Lohnnebenkosten leicht gesunken, Steuergesetze geändert, Lohnzurückhaltung der Arbeitnehmer – jahrelang sind die Lohnstückkosten in Deutschland nicht gestiegen. Mit Blick auf die Kosten der Arbeit ist Deutschland deshalb unter den Industrienationen wieder in eine wettbewerbsfähige Position aufgerückt. Mindestlöhne sind in der M+E-Industrie und in der IKT kein Thema. Oft wird über Tariflohn gezahlt. Trotzdem ist Deutschland als Industriestandort wieder höchst interessant.

7. Deutsche Unternehmen entwickeln neue Produkte
Forschung und Entwicklung werden gefördert, der Mittelstand konzentriert sich auf das, was ihn stark gemacht hat: Den Markt mit Produktverbesserungen und neuen Produkten zu überzeugen. Zwar dauert es in Deutschland immer noch sehr lange, bis Entwicklungsleistungen in marktfähige Produkte übersetzt werden. Insgesamt gehört die deutsche Industrie in ihrer Innovationsleistung jedoch weltweit zu den führenden Industrien.

Lean Management

Schlanke Unternehmensführung und flache Hierarchien kennzeichnen das „schlanke Management“. Mit minimalem Einsatz von Personal, Zeit und Investitionen wird ein vorgegebenes Ergebnis erzielt oder bei gegebenem Einsatz ein maximales Ergebnis. Wichtige Kriterien für schlanke, optimierte Abläufe sind fertigungs- und funktionsfähige Produkte, niedrige Fehleranfälligkeit, Gruppenarbeit und engagierte Mitarbeiter. Auf dem Weg zum Lean Management sollen alle Abläufe im Unternehmen auf ihren Beitrag zur Wertschöpfung untersucht und verbessert werden. Mitarbeiter, Produkte und Prozesse werden weitest gehend harmonisiert.

Zehn Prinzipien für Lean Management

  1. Kundenorientierung – alle Prozesse sind auf den Bedarf des Kunden ausgerichtet
  2. Das Unternehmen konzentriert sich auf die eigenen Stärken
  3. Geschäftsprozesse werden optimiert
  4. Die Qualität wird laufend überprüft und verbessert (KVP = Kontinuierlicher Verbesserungsprozess)
  5. Interner Umgang zwischen Projekten und Funktionen im Sinne einer Kundenorientierung
  6. Eigenverantwortung und Teamarbeit
  7. Das Unternehmen wird dezentral und kundenorientiert strukturiert
  8. Führung wird als Service für den Mitarbeiter begriffen
  9. Offene Information und Feed-back-Prozesse
  10. Einstellungen und Kultur des Unternehmens werden verändert und der neuen Ausrichtung angepasst

 

Technik

Industriemeister Metall, Meister Elektrotechnik, Maschinenbautechniker, Mechatronik-Techniker, Telekommunikationstechniker oder Netzwerktechniker LAN sind Berufe mit Zukunft. Weiterbildung für Facharbeiter und Berufseinsteiger lohnt sich.

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