Gestalten mit Farbe

Farben beeinflussen nicht nur unsere Gefühle, Gedanken und Stimmungen. Sie verändern auch Räume. Oft geben sie unseren Räumen überhaupt erst ihren jeweils eigenen Charakter. Wir alle wissen aus Erfahrung: helle Wände lassen Räume größer wirken. Es entsteht ein Gefühl von Leichtigkeit, Freiheit und Weite. Ein dunkler Deckenanstrich macht Räume niedriger. Dunkle Wände treten hervor, machen den Raum enger — für manche aber auch gemütlicher.

Durch die geschickte Nutzung der optischen Wirkung von Farben können wir Wände vor- und zurücktreten lassen.

Durch Farbe können wir eine Raumstimmung erzeugen, mit der wir uns behaglich fühlen. Welche Stimmung wir brauchen, um uns zu Hause zu fühlen, ist natürlich individuell verschieden. Der eine fühlt sich in dunklen Farben wunderbar geborgen, ein anderer bedrückt. Einer braucht helle Weite für sein Wohlbefinden, der andere fühlt sich in der Weite seiner weißen vier Wänden verloren. Auch beim Umgang mit Farbe ist letztlich das eigene Wohnbedürfnis bestimmend.

Von persönlichen Vorlieben abgesehen, gibt es aber grundlegende Gesetzmäßigkeiten über Farbwirkungen und Farbgestaltungsprinzipien. Diese sollten Sie bei der Raumgestaltung berücksichtigen. Damit Sie nicht Ihr blaues Wunder erleben, wenn die wunderschön dunkelblau gestrichene Wand, die Sie in Ihre „Urlaub-am-Meer-Stimmung“ versetzen soll, Sie plötzlich frösteln lässt.

Das Wissen über die Wirkung von Farben gehört zur Grundausstattung von Innenarchitekten und Raumgestaltern. Es ist aber auch in der Designer-, Bekleidungs- und Textilfachbranche, für Stylistinnen und Kosmetikerinnen von großer Bedeutung. Farb- und Stilberatung ist zum Beispiel eine gefragte Dienstleistung geworden. Immer mehr Menschen möchten wissen, was ihnen wirklich steht und welche Farben sie zum Leuchten bringen.

Wie nehmen wir Farben wahr?

Eine Lichtquelle sendet Energiestrahlen aus. Diese Energiestrahlen treffen auf Materie. Sie werden zum Teil absorbiert. Die reflektierten Lichtstrahlen gelangen als Farbreiz ins Auge, werden auf die Netzhaut projiziert und über Nervenbahnen an unser Gehirn weitergeleitet. Hier entsteht die eigentliche Farbempfindung.

Farbe ist also nichts anderes als Licht in unterschiedlichen Wellenlängen. Langwelliges Licht erscheint uns rot, mittelwelliges grün. Und kurzwelliges Licht sehen wir als Blau. Die übrigen Grundfarben entstehen aus Kombinationen unterschiedlich zusammengesetzter Wellenlängen.

Licht, das zu gleichen Anteilen aus allen 3 Wellenlängen zusammengesetzt ist erscheint als Weiß. Treffen keine reflektierten Lichtstrahlen unser Auge entsteht die Farbempfindung Schwarz.

Warum lösen Farben Emotionen aus?

Wir sehen Farben, aber keine Wellenlängen
C.G. Jung

Farbe ist keine Eigenschaft eines Gegenstandes sondern eine Empfindung. „Zwar weiß man noch nicht genau, wie uns das visuelle System im Gehirn befähigt, Farben und Formen wahrzunehmen. Bekannt ist jedoch, dass nicht nur die Verarbeitung der verschiedenen Wellenlängen im Licht, das auf unsere Netzhaut fällt, für die Entstehung des wahrgenommen Bildes verantwortlich ist. Vielmehr scheint der Sehvorgang, was die Farbe und die Form eines Objektes anbelangt, auch dadurch geprägt zu sein, dass das Gehirn einen Sinneseindruck mit einer dazu gehörenden Erinnerung verbindet. “
(nach Wikipedia, freie Enzyklopädie)

Diese Erinnerungen wiederum sind mit Assoziationen und bestimmten Gefühlsqualitäten verknüpft. Das Blau des Himmels und des Wassers, das Grün des Waldes und der Vegetation, das Rot des Feuers und des Blutes, Sonnen-Gelb, das Braun der Erde, die schwarze Nacht, der helle Tag.

„Weil all diese gefühlsbesetzten Dinge eine bestimmte Farbe haben, entwickelt der Mensch die Gefühle schon, wenn er nur die Farbe allein wahrnimmt: Er reagiert dann z. B. auf rote Farbe alarmiert, auch wenn das vermeintlich dazu gehörende Feuer gar nicht da ist.“
(nach Wikipedia, freie Enzyklopädie)

Farbtemperatur

Über die Wirkung der Farben

Jeder Farbreiz wirkt auf unser Gefühl und unsere Stimmung. Innenarchitekten und Raumgestalter müssen diese Gesetzmäßigkeiten kennen, um die Wirkung von Farben bei der Raumgestaltung gezielt einsetzen zu können. Auch wenn Sie nicht Innenarchitekt oder Raumausstatter sind und die Gestaltung Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses selbst in die Hand nehmen, sind grundlegende Kenntnisse über die Wirkungsweise der Farben im Raum unerlässlich.

Warme Farben erhöhen die Betriebstemperatur

Es gibt Farben, die erzeugen ein Gefühl der Wärme. Es sind dieselben Farben, die im Sommer auch in der Natur zu finden sind. Gelb, Orange, Rot — und Farben in deren Umkreis gehören zu den warmen Farben. Die warmen Farben springen hervor, sind eindringlich und aktiv. Sie verengen den Raum, erzeugen die Empfindung von Nähe und schaffen eine persönliche, behagliche Atmosphäre.

Warme Farben wirken anregend, machen aktiv und muntern auf. Tatsächlich wird sogar die Temperatur eines Raums, der in warmen Farben gestrichen ist, um einige Grad höher geschätzt, als die reale Raumtemperatur. Warme Farben eignen sich deshalb hervorragend für kühle Landstriche und für Zimmer, die nach Norden ausgerichtet sind. Ihre anregende Wirkung ist auch optimal für Räume, in denen Sie Gäste empfangen und sich angeregt unterhalten möchte.

Mit kalten Farben kühlen Kopf bewahren

Den warmen Farben gegenüber im Farbkreis liegen die kalten Farben. Es sind diejenigen, die wir eher im Winter in der Natur finden. Blau, Blaugrün, Graublau und Schwarzblau erzeugen eine kühle Wirkung.

Kalte und kühle Farben treten zurück. Sie sind passiv, weiten den Raum und vermitteln ein Gefühl von Distanz. Außerdem wirken sie entspannend und beruhigend. Sie eignen sich deshalb für Schlafzimmer, für Räume mit viel Sonneneinstrahlung und für alle Räume, in denen Sie relaxen, ruhen oder meditieren möchten.

Farbgewicht

Leichter, heller, lichter.

Neben der Farbtemperatur spielt auch das „Gewicht einer Farbe“ bei der Raumgestaltung eine Rolle. Dieses hängt maßgeblich von dem Helligkeitsgrad der Farbe ab. Helle und aufgehellte Farben wirken leichter, lichter und heiterer als dunkle und abgedunkelte Farben. Sie vermitteln den Raumeindruck von Größe und Weite und eignen sich daher besonders gut für kleinere Räume.

Schwer gemütlich — und ganz schön dunkel.

Dunkle Farben hingegen erscheinen schwerer. Sie verkleinern die Räume optisch, strahlen aber viel Geborgenheit, Schutz und Behaglichkeit aus. Die dunklen Farben werden bei der Wohnraumgestaltung gerne für die tragenden Elemente genutzt. Pfeiler, Sockel und Stützen erscheinen dadurch sehr solide. Ist der Fußboden dunkler gehalten als der Rest des Raumes, wirkt er erdend.

Gelb-Orange-Rot

Gelb macht Laune

Gelb ist die Gute Laune unter den Farben. Dem Licht am nächsten, ist Gelb die hellste und heiterste Farbe im Farbkreis. Sie löst Behagen aus, verbreitet heitere Stimmung, regt das Denken und die Kommunikation an. Gelb macht wach und klar im Kopf und heiter im Gemüt.

Gegen fremde Einmischungen ist Gelb sehr empfindlich. Ein ins Grünlich verfärbtes Gelb gilt als die Farbe des Neides und der Missgunst. Es hat dann eine komplett andere Wirkung als reines Gelb. Also Vorsicht bei Beimischungen!

Orange macht Appetit

Orange ist wie Gelb eine Farbe, die heiter und fröhlich stimmt. Mit seinem Rotanteil besitzt es jedoch mehr Wärme und Energie als Gelb. Orange weckt die Lebensgeister, wirkt anregend und unterstützt die Geselligkeit.

Kühle und lichtarme Räume erhalten durch die Farbe Orange Wärme und Weite. Für die Raumgestaltung sind Accessoires in Orange fröhliche Muntermacher. Wegen ihrer appetitanregenden Wirkung eignet sich die Farbe Orange z. B. gut für die Essplatzgestaltung. Sie wird auch gerne für die Raumgestaltung von Restaurants verwendet.

Rot regt an

Rot ist Dynamik schlechthin. Mit lodernder Intensität verkörpert Rot Leidenschaft, Liebe und Lebenskraft. Ein Feuer, das immer brennt. Rot regt an, aber auch auf. Wird die Farbe zu üppig im Raum eingesetzt, kann sie reizbar, agressiv und kampflustig machen. Ein intensiv-roter Dauerbeschuss erzeugt auch Stress und Unruhe. Die Farbe Rot hat eine verengende Raumwirkung. Richtig — das heißt in Maßen — eingesetzt, signalisiert sie Wärme und Lebensfreude.

Violett-Blau-Grün

Violett wirkt magisch

Violett ist eine Farbe, die in der Natur kaum vorkommt. Die Mischfarbe aus Blau und Rot steht — wie die violetten Bischofsgewänder — für Geist und Spiritualität. Violett kann eine würdevolle, sakrale Stimmung befördern, hat aber auch etwas Magisch-Mystisches.

In jedem Fall ist die Farbe recht extravagant und sollte in Räumen wohl dosiert sein. Violette Accessoires können gut mit Weiß kombiniert werden, denn das Weiß nimmt dem Violett die Schwere. Eine solche Kombination verleiht Räumen eine edle, elegante Note.

Zu intensiv eingesetzt befördert Violett melancholische Stimmungen und wirkt bisweilen bedrückend und muffig. Je mehr sich das Violett dem Blau nähert, desto ruhiger wird seine Wirkung.

Blau ist tief

Die Farbe Blau gilt als tiefgründigste Farbe. Sie ruht in sich selbst und verschafft eine ruhige, entspannte und meditative Atmosphäre. Blau steht für Treue, Vertrauen, Verlässlichkeit und Verbundenheit. Die Farbe des Himmels ist auch Sinnbild für Ewigkeit und Wahrheit. Nähert sich das Blau dem Grün, so bekommt es zunächst etwas Geheimnisvolles, bei größerer Annäherung auch etwas Kühles und Distanziertes.

Helle Blautöne lassen Räume größer wirken. In der Raumgestaltung eignet sich Blau gut als Hintergrund für leuchtende Farben. Im Übermaß eingesetztes Blau lässt einen Raum leer und kalt wirken.

Grün tut wohl

Grün ist die Hoffnung, die Farbe des im Werden Begriffenen. Es bedeutet Vegetation und erinnert als Farbe des Wachstums an den Kreislauf der Natur. Die Mischfarbe aus Blau und Gelb verbindet mit der Natur und fördert die Kreativität. Als Komplementärfarbe steht Grün der Farbe Rot im Farbkreis gegenüber.

Wie ein Spaziergang im Grünen wirkt die Farbe auch im Raum wohltuend auf uns — beruhigend und gesund. In der Raumgestaltung wirkt Grün erweiternd. Ein Badezimmer in Grün kann zur echten Wohlfühl-Oase werden. Je mehr das Grün sich dem Blau nähert, desto kühler wird seine Wirkung.

Weiß-Schwarz-Grau

Wandelbares Weiß

Die Farbe Weiß steht für Reinheit und Unschuld. Sie ist das Symbol für Frieden und Spiritualität. Weiß verträgt sich im Raum mit allen Farben und vermindert die Leuchtkraft der Nachbarfarben. Und Weiß ist erstaunlich wandlungsfähig. Wer einmal ein weißes Papier für eine Visitenkarte oder ähnliches auswählen musste, der weiß, das Weiß nicht einfach weiß ist.

Weiß und nur weiß reflektiert das Licht der Umgebung in vollem Umfang; weiß und nur weiß hat, gegen die Sonne betrachtet, einen reinen blauen oder lavendelfarbenen Schatten. Im Morgengrauen erscheint ein weißes Haus in hellem Türkis, um die Mittagszeit in klarem Gelb und Lavendelblau; im Licht eines prächtigen Sonnenuntergangs ist es orange oder purpurrot; kurz: von einem grauen Tag abgesehen, ist das Haus alles andere als weiß.“ (Lewis Mumford)

Weiß verleiht den Räumen Größe, Weite und Klarheit. Reines Weiß wirkt allerdings immer auch hart und steril. Es empfiehlt sich Weiß als Wandfarbe immer abzutönen.

Dramatisches Schwarz

Mit Schwarz — dem Gegenpol zu Weiß — assoziieren wir die Nacht, den Tod, die Trauer. Schwarz wirkt geheimnisvoll und dramatisch. Unergründlich — aber auch elegant. In der Raumgestaltung wird Schwarz eher selten eingesetzt, da es schwermütig machen kann. Schwarz unterstreicht die Helligkeit von Nachbarfarben und kann dezent dosiert prägnante Akzente setzen.

Grau – klassisches Understatement

Neutrales Grau ist eine charakterlose, indifferente Nichtfarbe . Es ist stumm, aber leicht erregbar zu herrlichen Tönen … „. So charakterisiert der Bauhausmeister Johannes Itten die Farbe Grau. Grau ist klassisches Understatement, die Farbe der Zurückhaltung. Die Individualität nimmt sich zurück zugunsten eines größeren Ganzen. So gesehen ist Grau eine dienende Farbe, denn mehr noch als Schwarz verleiht sie ihren Nachbarfarben großen Glanz und Reinheit.

Oft wird Grau mit Langeweile in Verbindung gebracht. Sparsam und bewusst eingesetzt, kann Grau jedoch im Raum sehr edel wirken. Verschiedene Grautöne miteinander kombiniert können Hochspannung erzeugen.

 

Raumgestaltung / Innenarchitektur

Innenarchitekt, Raumausstatter, Wohnberater – Traumberufe mit Zukunftspotenzial. Innenarchitektonisches Grundwissen wie Raumgestaltung mit Farbe und Licht oder die Wirkung von Mustern und Materialien öffnet die Tür zu neuen beruflichen Perspektiven.

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