Ermutigung zur Erziehung
„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität …“ Ja, die Jugend von heute … werden Sie jetzt vielleicht denken und resigniert mit dem Kopf nicken. Das eingangs angeführte Zitat handelt allerdings von einer sehr gestrigen Jugend.
Es wird Sokrates zugeschrieben und ist weit mehr als 2000 Jahre alt. Klagen über die Unerzogenheit von Kindern und Jugendlichen waren damals wie heute an der Tagesordnung. Und das schlechte Bild, das Erwachsene von ihrer jeweiligen Jugend haben, war vielleicht damals schon genauso falsch wie heute. (1)
Tatsache ist jedoch: Auf Eltern, Erziehern und Lehrern (und übrigens auch auf Kindern und Jugendlichen selbst!) lastet heute ein ungeheurer Druck. Noch nie hat man so viel über Erziehung nachgedacht wie heute. Gerade weil man alles richtig machen will! Trotzdem scheint die Verunsicherung eher größer zu werden als kleiner. Denn im Gegensatz zu früher gibt es heute keinen allgemeinen Konsens darüber, was denn richtige Erziehung sei.
„Erziehung, so scheint es, ist ein vermintes Gelände, in dem Eltern nur noch Fehler machen können. Herrschte früher Einigkeit darüber, was falsch und was richtig ist, schwimmen Eltern heute in einer wahren Flut unterschiedlicher Erziehungskonzepte und -methoden oft orientierungslos umher.“ (2)
Selbstzweifel, Schuld- und Versagensgefühle von Eltern und Erziehern sind an der Tagesordnung. Symptomatisch für die Verunsicherung der Erzieher ist die Flut von Erziehungsratgebern. Auch das Interesse an Erziehungsshows à la Super-Nanny lässt sich nicht allein mit blindem Voyeurismus erklären. Es gibt ein tiefes und echtes Bedürfnis bei Eltern und Erziehern nach Orientierung in diesem „verminten Gelände“.
„Grundsätzlich kann gesagt werden: Hinter alle den Klagen über Kinder, die Erziehung der Kinder und der Schule steht oft ein unnatürliches, unmenschliches Bild von Perfektion und Machbarkeit, von Patentrezepten, die allzeit gültig sind. Jeder von uns wird in seinem Bemühen zu erziehen Fehler machen, auch die vielen allwissenden Dauerkritiker. Fehler sind vielmehr etwas Gutes und zum Lernen Notwendiges. Haben Sie ruhig Mut zur Unvollkommenheit, sie ist der Ausgangspunkt dafür, besser zu werden und Fehler überwinden zu können. Schlimm wäre es eher, wenn man, da man nicht die perfekte Erziehung schafft, verzweifelt, aufgibt und überhaupt nicht mehr erzieht.“ (3)
(1) Dass es um die Jugend von heute gar nicht so schlecht bestellt ist, beweisen jedenfalls die Ergebnisse der 16. Shell Jugendstudie 2010. Die Shell Jugendstudie erforscht seit 50 Jahren in regelmäßigen Abständen den wahren Zustand unserer Jugend. Die Ergebnisse finden Sie unter: www.shell.de
(2) Kim Kindermann: Fehler machen gehört dazu, zitiert nach www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/534134
(3) Stephan Reuthner: Warum Erziehung notwendig ist, zitiert nach www.stephanreuthner.de/erzifrm.htm (existiert nicht mehr)
Nie zuvor war die Verunsicherung über Erziehung größer als heute. Gerade weil wir alles richtig machen wollen, sind wir orientierungsloser denn je.
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