Lernen am Modell: Lernen durch Beobachtung und Nachahmung
Die komplexe Welt des Menschen lässt sich nicht alleine durch Signallernen, Versuch und Irrtum und Belohnung und Bestrafung erlernen. Die Natur hat dafür noch andere Mechanismen vorgesehen wie zum Beispiel das Lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Das Lernen am Modell wurde von Albert Bandura in den 60er Jahren untersucht und theoretisch untermauert.
In einem Versuch stellte Bandura fest, dass Kinder im Vorschulalter bereit sind, das aggressive Verhalten einer Person, die eine Puppe schlug und beschimpfte, nachzuahmen – und zwar umso mehr, wenn diese Person für ihr Verhalten belohnt wurde. Blieb das Verhalten der Person ohne Konsequenzen oder wurde es bestraft, ahmten die Kinder es nicht nach. Bandura spricht hier von einer stellvertretenden Verstärkung: Die Kinder wurden zwar nicht selbst belohnt, sie identifizierten sich aber mit der belohnten Person.
Kinder lernen durch Nachahmung – und suchen sich dabei Vorbilder, deren Verhalten belohnt wird. Die bevorzugten Modelle kindlicher Nachahmung sind aber die Eltern und Erzieher. Es macht ja auch Sinn sich Vieles abzugucken: Auch Erwachsene tun das, wenn sie erst einmal zuschauen, wie die anderen die Fahrkarten aus dem Automaten herausbekommen.
Der kindliche Nachahmungsdrang nimmt Eltern und Erzieher ganz besonders in die Pflicht. Denn was sie ihren Kindern vorleben, wird häufig 1:1 wiedergegeben. Sollten also Eltern und Erzieher unerwünschte Verhaltensweisen bei ihren Kindern entdecken, empfiehlt es sich zuerst einmal einen Blick in den Spiegel zu werfen.
Nie zuvor war die Verunsicherung über Erziehung größer als heute. Gerade weil wir alles richtig machen wollen, sind wir orientierungsloser denn je.
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