Pubertät und Jugendalter
Die Pubertätsentwicklung beginnt in aller Regel bei Mädchen zwischen 9 und 13 Jahren und bei Jungen zwischen 11 und 15 Jahren. Sie ist eine der schwierigsten Entwicklungsphasen im Leben eines Menschen – eine Zeit der großen Umbrüche. Nichts ist mehr wie es wahr.
Der Körper verändert sich, der junge Mensch wird geschlechtsreif.
In dieser Phase steht der Mensch an der Schwelle zum Erwachsenenleben – nur ist er dort noch nicht angekommen. Er sitzt quasi zwischen allen Stühlen, ist nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen. Die biologischen, psychologischen und sozialen Umbrüche gehen einher mit heftigem Gefühlschaos und werden häufig auch als krisenhaft erlebt.
Der junge Mensch sucht jetzt vor allem nach Antworten auf die Fragen „Wer bin ich“ und „Wo ist mein Platz in dieser Gesellschaft?“
„Hauptaufgabe der Jugendlichen in der Pubertät ist es, sich frei zu strampeln und in dem Chaos, in das sie sich stürzen, einen Weg zu finden, mit dem sie sich identifizieren können. Irgendwo zu Beginn der Reise haben sie sich etwas vorgenommen für dieses Leben. Es zumindest ahnungsweise wieder zu finden, ist die Herausforderung der Pubertät. Das Leben auszuschmecken in all seinen (menschlichen) Höhen und Tiefen, ist unerlässlich, um sich wirklich orientieren zu können, ohne darauf angewiesen zu sein, fremdes "Wissen", fremde Erfahrung ungeprüft zu übernehmen. Zeitweilig können die jungen Menschen (sich) dabei verloren gehen. Wichtig ist, dass sie den Glauben an sich nicht ganz verlieren. Dabei können wir ihnen helfen: indem wir an sie glauben, unverbrüchlich, egal, was sie tun, egal, wie sie sich zeigen, egal, wohin sie sich verirren. Vertrauen beweist sich erst wirklich, wenn es (scheinbar) enttäuscht wird, wenn es auf die Probe gestellt wird.“ (1)
Die Aufgabe von Eltern und Erziehern ist es also, Jugendlichen in der Pubertät Vertrauen zu schenken, gleichzeitig aber auch das Gegenüber zu sein, dass die Jugendlichen brauchen. Sie suchen starke Erwachsene und keine, die sich anbiedern:
„Jugendliche während der Pubertät brauchen ein Gegenüber. Sie durch die Wirren der Pubertät zu begleiten, ist nicht immer eine dankbare Aufgabe. Wir werden für die Jugendlichen zu Projektionsflächen für alles, von dem sie sich lossagen müssen, um einen eigenen Standpunkt finden zu können. Wir repräsentieren für sie alles, was "out" ist, überholt und von gestern. Alles, was sie zwingt, anders zu sein, als sie (meinen) sein (zu) wollen. Wir werden zu Gegenspielern. Wir müssen diese Rolle auch spielen: unsere Meinungen, Haltungen, Ansichten offen(siv) vertreten, klar Stellung beziehen und Grenzen setzen. Aber auch zuhören, ernsthaft zuhören und Interesse zeigen. Vertrauen, Interesse und Standhaftigkeit sind die Hauptkräfte, die Jugendlichen helfen, heil durch die Wirren der Pubertät zu finden.“ (2)
Ist diese Entwicklungsphase geglückt, bedeutet sie auch das Ende der Erziehung. Was vor der Pubertät nicht erreicht wurde, kann durch Erziehung nicht mehr erreicht werden. An die Stelle von Erziehung muss jetzt die Beziehung getreten sein.
(1,2) Jörg Undeutsch: Zwölf Thesen zur Pubertät, 2. These und 3. These zitiert nach www.PubertätVerstehen.ch (existiert nicht mehr)
Nie zuvor war die Verunsicherung über Erziehung größer als heute. Gerade weil wir alles richtig machen wollen, sind wir orientierungsloser denn je.
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