Das erste Lebensjahr

Vom ersten Atemzug an arbeiten die Sinne des Neugeborenen auf Hochtouren. Erziehung beschränkt sich zwar  zunächst hauptsächlich auf Versorgung und Pflege des Babys, aber nicht nur der Körper braucht Nahrung. Für seine körperliche, geistige und seelische Entwicklung ist es existentiell wichtig, dass das Neugeborene zärtlichen Körperkontakt spürt und liebevolle Zuwendung erfährt.

Das Neugeborene kann anfangs noch nicht sehen, wie wir es können. Es nimmt nur dunkel und hell wahr, Umrisse und Farbunterschiede. Seine Eltern erkennt das Baby aber am Geruch und vor allem an den vertrauten Stimmen, die es bereits im Mutterleib „gelernt“ hat. Es ist also wichtig, dass wir mit Neugeborenen sprechen oder ihnen etwas vorsingen.

Ab der sechsten Woche etwa beginnt das Baby zu lächeln, wenn es ein menschliches Gesicht – zunächst nur die Augen – wahrnimmt und erkennt. Dieses Lächeln ist ein Reflex und dient der Festigung der sozialen Beziehung zwischen der erwachsenen Bezugsperson und dem Kind. Erst mit ca. 3 Monaten kann das Baby wirklich Gesichter erkennen. In den beiden ersten Monaten nach der Geburt lernt es auch Gegenstände mit den Augen zu fixieren. Wenn Sie einen Gegenstand vor seinem Gesicht hin und her bewegen, folgt das Baby diesem mit den Augen. Nach ca. 3 Monaten sind die Sinnesorgane so weit entwickelt, dass auch weiter entfernte Gegenstände erkannt werden. Auch Geräusche nimmt das Kind jetzt differenzierter wahr. Eine Rassel oder eine Quietschente erregen seine Aufmerksamkeit, Hintergrundgeräusche sind dagegen noch uninteressant.

Im zweiten Vierteljahr werden die Hände als Greifwerkzeuge entdeckt. Das Baby versucht auch bereits gezielt nach Dingen zu greifen. Alles, was in seine Hände gerät, wird zunächst in den Mund gesteckt. Das ist seine Art, die Gegenstände kennenzulernen. Zwischen dem 6. und 8. Monat ist die Fähigkeit bekannte von unbekannten Personen zu unterscheiden voll ausgeprägt. Das Kind fängt häufig an zu weinen, wenn es Fremde sieht. Es fremdelt – ein völlig normaler Schritt in der Entwicklung des Kindes.

Mit zunehmender Schärfung der Sinne geht auch die Entwicklung  der Fortbewegung einher. Das Baby robbt und rollt sich, es stützt sich auf alle Viere, denn es will weiterkommen und die Welt entdecken. Mit 10 Monaten krabbelt es überall hin. Alles wird angefasst, erfühlt und betastet – ein ganz wesentlicher Schritt um die Dinge im wahren Sinn des Wortes „begreifen“ zu können. Am Ende des ersten Lebensjahres machen viele – doch längst nicht alle – Kinder ihre ersten Gehversuche. Ein neuer Entwicklungsschritt ist erreicht. Aus dem Baby ist ein Kleinkind geworden. Die sprachliche Entwicklung äußert sich im ersten Lebensjahr in Lall-Monologen. Ab dem 6. Monat etwa werden Silben nachgeahmt, gegen Ende des 1. Lebensjahrs sprechen viele Kinder ihre ersten Worte, die so genannten Ein-Wort-Sätze.

Grenzen sollten Sie ihrem Kind im ersten Lebensjahr vor allem in der Art setzen, dass Sie es vor Gefahren schützen. Machen Sie ihre Wohnung kindersicher – und freuen Sie sich über den Entdeckerdrang Ihres Kindes. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihre Lieblingsvase vom Kind entdecken lassen müssen. Kinder verstehen auch in diesem Alter schon ein ruhiges, bestimmtes und wiederholt vorgetragenes Nein.

 

Kindererziehung

Nie zuvor war die Verunsicherung über Erziehung größer als heute. Gerade weil wir alles richtig machen wollen, sind wir orientierungsloser denn je.

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