Kompetenzen

Wann ist der Coach ein guter Coach?

“ . (Der Super-Coach verfügt) über das emotionale Verständnis einer Ehefrau, versteht aber eine Menge vom Berufsleben, kennt als Führungskraft das Leben im Unternehmensdschungel mit seinen Spielregeln und Zwängen, besitzt therapeutische Kompetenz, ohne sich aber wie ein Therapeut zu verhalten. Er besitzt die innere Einstellung eines zum Sieg entschlossenen Leistungssportlers und weiß, dass es außer der Arbeit auch noch andere Werte gibt.“
(Christopher Rauen, zitiert nach Brandenberger/Gassmann 2006)

Ist der Coach also eine Art „Eier-legende-Wollmilch-Sau“?
Welche Eigenschaften braucht ein Coach oder Psychologischer Berater? Was muss ein Coach können? Über welches Wissen sollte er verfügen?

Die Hochschule für Angewandte Psychologie (HAP) in Zürich geht diesen Fragen auf den Grund. In der neuen Studie vom Oktober 2006 „Kompetenter Coach? Erwartete Kompetenzen aus der Sicht von Organisationen“ von Thomas Brandenberger und Nadine Gassmann wurden Auftraggeber von Coachings gefragt, welche Kompetenzen sie von einem Coach erwarten. Dabei wurden u. a. Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Bereichen Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Methodenkompetenz abgefragt.

Selbstkompetenz: Ein guter Coach muss authentisch sein

Unter Selbstkompetenz verstehen wir den Umgang mit der eigenen Person. Dazu gehören allgemeine Haltungen wie Grundwerte und ethische Prinzipien, Selbstkenntnis, angemessene Selbsteinschätzung und Selbstwahrnehmung.

Im Bereich der Selbstkompetenz rangiert die Authentizität auf Platz 1 aller abgefragten gewünschten Eigenschaften. Unternehmen und Einzel-Klienten wollen in jedem Fall einen echten, glaubwürdigen Coach. Das größte Manko ist es demnach, wenn der Coach unecht ist und wenn sein Verhalten aufgesetzt wirkt.

Echtheit und Glaubwürdigkeit sind innere Haltungen, die im Handeln des Coaches sichtbar werden, und die – wenn überhaupt – nur sehr begrenzt erlernbar sind. Als Voraussetzung für Authentizität wird die Fähigkeit zur Selbstreflexion gesehen – und letzlich die Identifikation des Coaches mit seiner Rolle und sich selbst. Weitere gewünschten Eigenschaften eines Coaches oder psychologischen Beraters sind nach Brandenberger/Gassmann:

  • Lebenserfahrung
  • Ausstrahlung
  • Empathie (emotionales Einfühlungsvermögen)
  • Humor
  • Diskretion

Sozialkompetenz: Ein guter Coach muss zuhören können – aktiv und unvoreingenommen

Sozialkompetenz meint den Umgang mit dem Du.
In diesen Bereich fallen alle Fähigkeiten und Einstellungen, die für soziale Interaktionen notwendig sind. Die grundlegende Voraussetzung ist hier die Kontaktfähigkeit. Gelingt es nicht, mit dem Gegenüber einen echten vertrauensvollen Kontakt herzustellen, kann Coaching nicht stattfinden.

Beim Coaching- und Beratungsprozess selbst gilt als wichtigste Fähigkeit des Coaches

  • unvoreingenommenes, aktives Zuhören

 

Die offene neutrale Haltung und die Zurückhaltung bei Werturteilen gegenüber den Themen des Coachees machen die Professionalität des Coaches aus.

Weitere gewünschte Fähigkeiten im Bereich der Sozialkompetenz sind:

  • Kontaktfähigkeit
  • Konfliktfähigkeit
  • Kritikfähigkeit
  • Kommunikation
  • Ausdrucksvermögen
  • Kooperation
  • Einfühlungsvermögen
  • Integrationsfähigkeit

 

Methodenkompetenz: Vielfalt statt Einfalt

Dieser Bereich beinhaltet die Werkzeugkiste des Coaches, das heißt: alle Methoden und Techniken, mit denen der Coach arbeitet. Der zitierten Untersuchung von Brandenberger/Gassmann zu Folge gibt es bei den angefragten Unternehmen keine eindeutigen Präferenzen für bestimmte Methoden.

Offensichtlich seien die persönlichen Kompetenzen (Selbst- und Sozialkompetenz) für die Auftraggeber von Coachings wichtiger als die Arbeit mit speziellen Methoden. Das heißt aber nicht, dass Methodenkenntnis unwichtig ist. Im Gegenteil: Methoden-Vielfalt und der flexible Einsatz der dem Coach angemessen erscheinenden Methoden werden beim professionellen Coach als selbstverständlich vorausgesetzt.

„Es scheint für die Firmen wichtig zu sein, dass der Werkzeugkoffer eines Coaches mit vielen verschiedenen Werkzeugen reich gefüllt sein sollte.“ (Brandenberger/Gassmann, Seite 60 f)

(zitiert nach der Studie: Kompetenter Coach? Erwartete Kompetenzen aus der Sicht von Organisationen von Thomas Brandenberger und Nadine Gassmann, Zürich und Luzern, Oktober 2006)

Die Top Five der Wirtschaft

Eine andere Studie der Böning Consult AG nennt als Top Five der häufigsten spontanen Antworten von Unternehmen und Organisationen auf die Frage nach den wichtigsten Coach-Kompetenzen:

  1. Allgemeine Business-Erfahrung
  2. Erfahrung als Coach
  3. Lebenserfahrung
  4. guter Ruf und gute Referenzen
  5. Vertrauenswürdigkeit

 

Erst nach längerem Nachdenken kommen als Antworten auch Kriterien wie Coaching-Ausbildung, psychologisches Know-how, Ausstrahlung und Empathie, Offenheit und höhere Werte.

Weniger ins Gewicht fällt die fachliche Kompetenz, die der Coach bezüglich des Arbeitsfeldes des Coaching-Klienten besitzt (nach Böning 2005. S. 152)

 

Coaching

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