Finanzwissenschaft – Dem Staat ins Haushaltsbuch geschrieben

Die Finanzwissenschaft analysiert Maßnahmen und Ergebnisse der öffentlichen Wirtschaftstätigkeit. Dabei spielen kollektive Entscheidungen eine gewichtige Rolle. Im engeren Sinne beleuchtet sie die Einnahmenseite und Ausgabenseite der Haushalte. Darunter Steuern und Abgaben, Subventionen, öffentliche Einrichtungen etc.

Sie untersucht das Verhältnis der verschiedenen staatlichen Ebenen, des Bundes, der Länder und Gemeinden zueinander (Finanzausgleich). Sie stützt sich auf die Daten der Kameralistik und der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Neben den eigentlichen finanzwirtschaftlichen Fragestellungen, zum Beispiel wie das Steuersystem optimal zu gestalten ist, beschäftigt sich die moderne Finanzwissenschaft zusätzlich noch mit der Verwendung der realen Ressourcen einer Volkswirtschaft. Das nennt sie dann das Allokationsproblem. Darüber hinaus mit der Einflussnahme auf Einkommen und Beschäftigung, dem Stabilisierungsproblem und der Verteilung von Einkommen und Vermögen, dem Distributionsproblem. Institutionelle Rahmenbedingungen wie Gebote, Verbote und gesetzliche Regelungen werden in die ökonomische Analyse einbezogen.

Weitere Bereiche, die in der Finanzwissenschaft behandelt werden, sind:

  • Theorie der Öffentlichen und Meritorischen Güter
  • die ökonomische Analyse politischer Prozesse (Politische Ökonomie)
  • Theorie und Analyse von Verfassungsregeln als Legitimation staatlichen Handelns (Verfassungsökonomik)
  • Theorie öffentlicher und regulierter Unternehmen
  • Umweltökonomie

Die Finanzwissenschaft überlappt sich zu großen Teilen mit der Wirtschaftspolitik und wird in anderen Ländern meist auch ihr zugeordnet. Sie gibt durch die Ergebnisse ihrer Forschung Input in das politische System eines Landes.

Info: Meritorische Güter

Mit diesem veralteten Begriff für „verdienstvoll“ werden in den Wirtschaftswissenschaften Güter bezeichnet, von denen angenommen wird, dass sie einen größeren Nutzen bringen könnten, als sich in der Nachfrage widerspiegelt. Damit wird eine Förderung durch staatliche Subventionen begründet. Umgekehrt bezeichnet man ein Gut als demeritorisch, wenn dieser Nutzen als geringer angesehen wird und daher die Nachfrage behindert werden soll (Drogenverbot, Tabak- und Alkoholbesteuerung).

Als wichtigste Ursachen für die zu geringe Nachfrage meritorischer Güter werden angesehen:

  • Irrationale Entscheidungen: Man glaubt, dass die Konsumenten nicht rational entscheiden, Vor- und Nachteile nicht hinreichend durchdenken oder die komplexen Wirkzusammenhänge nicht durchschauen. Beispiel: Das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes im Auto wurde vom Gesetzgeber als irrationale Entscheidung bewertet, was zur Einführung der Gurtpflicht führte.
  • Unvollständige Information: Es wird angenommen, dass Verbraucher nicht über die notwendigen Informationen verfügen, um ihr Geld vernünftig auf zu erwerbende Güter zu verteilen. Beispiel: Hauseigentümer wissen oft nicht, wie viel sie durch Wärmedämmung einsparen. Also sorgte der Staat mit Subventionen für mehr Geldfluss in die Wärmedämmung.
  • Falsche Zeitpräferenzrate: Die Zeitpräferenzrate gibt an, wie viel weniger Bedeutung man zukünftigen Ereignissen gegenüber gegenwärtigen beimisst. Zukunftsvorsorge bleibt bei falscher Zeitpräferenzrate aus. Beispiel: Die Einführung der Pflicht zur Pflegeversicherung wurde damit begründet, dass junge Menschen ihrer späteren Pflegebedürftigkeit zu geringe Bedeutung beimessen.
  • Externe Effekte: Durch externe Effekte weicht der Nutzen des über die Nachfrage entscheidenden Individuums vom gesamten volkswirtschaftlichen Nutzen ab. Da der Konsument bei seinen Entscheidungen andere Nutzen als den eigenen nicht oder nicht genügend berücksichtigt, entspricht die Nachfrage nicht dem volkswirtschaftlichen Optimum. Beispiel: Ein Hauseigentümer bewertet den Nutzen des Erhalts einer denkmalgeschützten Fassade nach dem Aspekt, Vermietbarkeit und Miete zu steigern. Da aber alle Bewohner und Besucher der Stadt ebenfalls einen Nutzen ziehen, wird der Erhalt der Fassade als meritorisches Gut durch Subventionen gefördert.

Beispiele für vom Gesetzgeber als meritorisch betrachtete Güter sind:

  • Versicherungen, insbesondere Sozialversicherungen und bestimmte Haftpflichtversicherungen
  • öffentlich-rechtlicher Rundfunk
  • gesetzliche Altersvorsorge
  • Vermögensbildung
  • Sport
  • Bildung
  • Jugendbetreuung
  • Gesundheitsvorsorge (z. B. Impfungen, Schutz vor Pandemien)
  • Kultur
  • Landwirtschaft bzw. Landschaftspflege

 

BWL

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